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10 May 2024
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Häusliche Gewalt und Alkohol gehen oft Hand in Hand

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DSC_0013Eine Studie im Auftrag des Bundesamtes für Gesundheit (BAG) zeigt, dass bei nahezu einer von zwei gewaltbetroffenen Frauen ein problematischer Alkoholkonsum in der Beziehung vorliegt

Diesem Umstand haben die Fachstellen in den beiden Bereichen Opfer- und Suchtberatung bisher nur wenig Rechnung getragen. Die Erfahrungen mit einer Zusammenarbeit in den Kantonen St. Gallen und Basel-Landschaft sind vielversprechend. «Wer alkoholische Getränke trinkt, tut dies, ohne sich selber und anderen Schaden zuzufügen». Ausgehend von dieser Vision setzt sich das Bundesamt für Gesundheit (BAG) seit 2008 für die Prävention von übermässigem Alkoholkonsum ein. Es nimmt diese Aufgabe im Auftrag des Bundesrates gemeinsam mit einer breiten Allianz verschiedener Partner wahr. Die Arbeit der Allianz im Rahmen des Nationalen Programms Alkohol (NPA) zielt auf einen respektvollen Umgang mit alkoholhaltigen Getränken. Dazu entwickelt sie beispielsweise Handlungsinstrumente für Wirtschaft, Politik und Sozialwesen. Sie vernetzt Kantone, Gemeinden, Betriebe und Privatpersonen und sorgt für Hilfe zugunsten von Betroffenen sowie ihrer Angehörigen. Von den gewaltbetroffenen Frauen, die sich an eine Beratungsstelle wenden, geben 48 Prozent einen problematischen Alkoholkonsum in der Paarbeziehung an. In neun von zehn Fällen ist es der Mann, der trinkt. In 25 Prozent der Gewaltsituationen hat ein Beziehungspartner zum Zeitpunkt des Vorfalls getrunken. Dieser Anteil steigt sehr stark an, wenn auch ein problematischer Alkoholkonsum in der Beziehung vorliegt (duale Problematik). Diese Beobachtungen betreffen alle sozialen Schichten und Altersklassen. In zwei von drei Fällen der Paargewalt an Frauen leben auch Kinder im Haushalt, von denen die Hälfte unter zehn Jahre alt ist. Die Studie untersucht 1500 Fälle aus Beratungsstellen, die zu zwei Dritteln Frauen betreffen. Sie beschränkt sich auf die Konstellation gewaltausübende Männer und Frauen als Opfer, wie sie auf 80 Prozent der Fälle häuslicher Gewalt zutrifft. Das BAG will als ein Ziel im Rahmen des Nationalen Programms Alkohol die negativen Folgen des Alkoholkonsums auf die Angehörigen und das Umfeld mindern. Mit der Studie «Häusliche Gewalt und Alkohol» wollte es genauere Informationen zur Problematik des gleichzeitigen Auftretens von Paargewalt und Alkoholmissbrauch gewinnen. Die Studie macht deutlich, dass die Zusammenarbeit zwischen den Fachstellen in den Bereichen Opfer- und Suchtberatung sowie auch mit der Polizei und den Spitälern verstärkt werden muss. Das BAG will den Austausch unter den beteiligten Partnern fördern und veranstaltet im Juni eine nationale Arbeitstagung für die Kantone und die in den beiden Beratungsbereichen tätigen Organisationen und Institutionen. Zudem sollen Projekte zur Prävention und Bekämpfung häuslicher Gewalt ab 2014 mit Beiträgen aus dem Nationalen Programm Alkohol unterstützt werden können.

Für das Eidgenössische Büro für die Gleichstellung von Frau und Mann EBG, das mit der ständigen Arbeitsgruppe «Häusliche Gewalt» die Tätigkeiten in diesem Bereich auf Bundesebene koordiniert, sind Information, Vernetzung und Koordination unter allen beteiligten Partnern unerlässlich, um die Massnahmen aufeinander abzustimmen und ihre Wirkung zu verstärken. Deshalb führt das EBG jedes Jahr im November eine nationale Tagung zum Thema häusliche Gewalt durch, an der alle beteiligten Fachstellen teilnehmen. Erste interdisziplinäre Erfahrungen liegen auf kantonaler Ebene vor. Im Kanton St. Gallen finden regelmässig runde Tische zur häuslichen Gewalt statt, die auch die regionalen Suchtberatungsstellen einbeziehen. Der Kanton Basel-Landschaft hat ein mehrwöchiges Trainingsprogramm für gewaltausübende Männer entwickelt, das gegebenenfalls auch den problematischen Alkoholkonsum thematisiert. Weiter prüft die Konferenz der Kantonalen Justiz- und Polizeidirektorinnen und –direktoren (KKJPD) die Lancierung einer nationalen «Helpline Häusliche Gewalt» für Opfer und Tatpersonen. Das Projekt ist derzeit in der Vernehmlassung bei den Kantonen.

Vom 18. bis 26. Mai finden in der ganzen Schweiz zahlreiche Veranstaltungen zum Thema Alkohol statt. In der Schweiz weist eine von fünf Personen einen Risikokonsum auf, das heisst trinkt zu viel, zu häufig oder in ungeeigneten Situationen Alkohol. Dazu kommt es oft schleichend. Die Dialogwoche Alkohol im Rahmen der Kampagne «Ich spreche über Alkohol» will das Gespräch über ein gern verdrängtes Thema in der Bevölkerung anregen. Infostände, Installation mit über 3000 Glasflaschen, Comics-Ausstellung, Rap, Filmabende und Diskussionen in Schulen, in der Öffentlichkeit und auf Facebook: Alle Informationen und Teilnahmemöglichkeiten sind unter www.ich-spreche-ueber-alkohol.ch/ zu finden.

Tijana Nikolic

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